„Was können wir tun?“

Sonntags ist Ruhetag – auch für die Freiwilligen bei CESRT, auch am letzten Sonntag.

Naja. Im Children’s Centre ging das Programm weiter. Im Warehouse gab es eine extra Sortieraktion. Und nachmittags haben wir vor dem Souda-Camp Tee verteilt. Das Sabbatgebot wird etwas flexibel ausgelegt.

Nachmittags war ich beim Tee dabei, aber Vormittags war ich im Gottesdienst, in einer kleinen Freikirche, die wir beim letzten Besuch entdeckt haben. Interessanter Mix: Feurige Pfingstler, alte Heilslieder (das „altrauhe Kreuz“ auf Griechisch), Frauen mit Schleier, super-herzlich. Ungefähr 30 Leute in einem Raum, der auch 100 fassen könnte.

Was soll ich sagen? Es war herrlich. Von der Predigt habe ich nur Christos verstanden und Petros und Charisma, aber die (vielen!) Lieder konnte ich mitsingen mit meinem verbleibenden Bibelgriechisch. Und das war schon was besonderes, mit den Worten, die mir sonst aus Exegese und Theologie vertraut sind, in Gemeinschaft anzubeten! Agios, agios, agios …

Nach dem Gottesdienst gab es noch ein gemeinsames Mittagessen und interessante Gespräche. Der Gemeindeleiter fragte ein bisschen die Theologie unserer Kirche ab (schien ok zu sein). Danach erkundigten sie sich nach der Situation der Flüchtlinge auf der Chios. Schon etwas seltsam, als Kurzzeitbesucher die Einheimischen darüber zu informieren, was auf ihrer Insel los ist… Aber ich freute mich über das aufrichtige Interesse. Und es weiß wohl auch nicht jeder Durchschnittsbürger bei uns genau z.B. über die Situation von Obdachlosen in seiner Stadt Bescheid …

Irgendwann fragte der Gemeindeleiter: „Was können wir tun?“ Auf die Frage hatte ich ja gewartet ? … Nach etwas Nachdenken gab ich ihm die Antwort(en), die ich so ähnlich immer gebe – auch in Deutschland:

  • Betet! Für unsere Freunde in den Camps, die im Lauf der Zeit immer gefährdet sind durch Depression und Aggression; für die Situation in den Herkunftsländern; für diejenigen, die die großen politischen Entscheidungen treffen; für die Helfer usw.
  • Sprecht mit euren Freunden, Kollegen, Angehörigen.  Schweigt nicht, wenn andere über Flüchtlinge (oder sonst irgendwen) herziehen. Klingt pathetisch, aber: Erhebt die Stimme für die Schwächsten.
  • Begegnet Geflüchteten in eurer Umgebung mit Respekt, Freundlichkeit, Liebe. Ich erlebe hier jeden Tag, wieviel ein Lächeln, ein Gruß – die Hand aufs Herz gelegt – ein Scherz oder etwas Smalltall schon bewirken kann. Und es überwindet die Sprachlosigkeit, hin und wieder kannst du dann tiefer einsteigen, wie im Gespräch mit Mohammed.
  • Helft wo ihr könnt – die Leute aus der Gemeinde haben ihr „normales Leben“ auf Chios, aber damit auch die Möglichkeit, sich z.B. zwei Stunden in der Woche zu engagieren. Der Gemeindeleiter bekam Toulas Telefonnummer von mir … Aber Gleiches gilt in Deutschland. Auch wenn sich andere Themen in den Vordergrund geschoben haben – Ehrenamtliche werden weiter gesucht in vielen Bereichen. Und auch Chios (und zahlreiche andere Orte) brauchen weiter Volunteers. Wenn du mindestens 10 Tage hast, sprich mich an!
  • Gebt für diese Arbeit! Als Deutscher unter Griechen habe ich den Punkt weggelassen, aber der Einsatz kostet Geld. Ich nehme weiter Spenden entgegen, in den nächsten Tagen poste ich noch weitere Spendenmöglichkeiten.

Ich weiß: Niemand kann alles tun. Aber es kann auch niemand gar nichts tun.

Yalla.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.