Ich treffe Mohammed* bei unser Tee-Verteilung vor dem Souda-Camp. Nach ein bisschen Smalltalk erzählt er mir seine Geschichte. Obwohl er in Deutschland als Flüchtling anerkannt ist, hängt er auf Chios fest. Und das kam so:
Im Sommer 2015 floh Mohammed mit seinem jüngeren Bruder vor dem Krieg in Syrien, wo er als Lehrer gearbeitet hatte. Über Chios kamen sie im August 15 nach Europa und landeten schließlich in einer Kleinstadt in Norddeutschland, wo sie als Flüchtlinge anerkannt wurden. Da Mohammeds Bruder minderjährig ist, wurde auch sein Antrag auf Familienzusammenführung mit der Mutter genehmigt. Nun – ungefähr vor einem Monat – reiste Mohammed nach Chios, wo seine Mutter inzwischen angekommen war, um alles für ihre Weiterreise nach Deutschland zu regeln. Inzwischen hat sie alle Papiere zusammen.
Nun wollte Mohammed nach Deutschland zurück – doch der Polizist am Flughafen von Chios erklärte ihm, das seien gar nicht seine Papiere; dass er etwas deutsch spricht, machte ihn zusätzlich verdächtig. Sein deutscher Flüchtlingspass wurde konfisziert – Mohammed (ohne Papiere) und seine Mutter (mit Papieren) hausen nun im berüchtigten Lager Vial.
Immerhin – Mohammeds deutscher Anwalt ist an der Sache dran, man darf hoffen, dass er die Sache aufklären kann; dazu kommt er demnächst wohl nach Chios.
Bei Mohammed wächst in der Zwischenzeit die Wut – wie bei vielen anderen, die seit Monaten hier festhängen und weit weniger Hoffnung auf ein Happy End haben können.
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