Seit einigen Jahren verfolge ich das Ziel, 50 Bücher im Jahr zu lesen. Zumindest, wenn man die 66 Bücher der Bibel nicht mitzählt , habe ich diese Latte bisher noch jedes Jahr gerissen, aber Ziele sollen ja auch inspirierend und herausfordernd bleiben!
Und ja, Qualität kommt vor Quantität – aber Qualität kommt nun mal auch aus der Auseinandersetzung mit vielen guten Gedanken!
2023 sind es 44 Titel geworden, die ich abgeschlossen habe (etliche andere habe ich auf dem Stapel halbgelesener Bücher…) – quer durch die Genres. Die Bandbreite zeigt ganz gut das Spektrum meiner Interessen. Beim Scannen der Liste denke ich: 2024 sollte ich einen stärkeren Fokus auf im engeren Sinn theologische Werke legen. Bis 50 sind ja noch ein paar Titel offen … 🙂
Wie schon in früheren Jahren (letztes Jahr hatte ich pausiert) gibt es hier wieder eine kommentierte Liste meiner gelesenen Bücher – in der Hoffnung, dass sie dem einen oder der anderen zur Inspiration dienen möge.
Als meine Highlights nenne ich mal:
John Mark Comer, The Ruthless Elimination of Hurry
Jana Schmidt, Sie predigten Wasser und tranken Wein
Dipo Faloyin, Africa Is Not A Country
Ich bin gespannt auf eure Gedanken!
„Immer dieser Stress“ – wie steige ich aus der Hektik unserer modernen Welt aus? Der Autor findet Hilfe in geistlichen Disziplinen: Stille und bewusste Einsamkeit, Sabbat, Einfachheit und bewusste Langsamkeit. Eine Einladung, sein Leben bewusst zu gestalten.
Warum werden Diskussionen über Rassismus eigentlich so schnell defensiv und emotional? Wer das Gespräch darüber eben nicht abblocken will, wie es oft geschieht, findet hier wertvolle Einsichten.
Der Man in Black als Poet, von witzig-verschroben bis tiefsinnig.
Eine meisterhafte Adaption des Hiob-Stoffes, versetzt ins osteuropäische Schtetl des frühen 20. Jahrhunderts. Klassiker.
Das Buch des ehemaligen deutschen Botschafters in Ghana über die brandenburgische Seefahrt ist doppelt erschütternd: Es zeigt deutsche Komplizenschaft in dem Menschheitsverbrechen Sklavenhandel – und es zeigt, wie wenig Problembewusstsein ein deutscher Diplomat in den 1980ern haben konnte …
Das Gespräch über „kulturelle Aneignung“ findet praktische ausschließlich im Aufregungsmodus statt. Der Autor bemüht sich in diesem Büchlein, Ruhe reinzubringen und Kriterien reinzubringen. Hilfreich!
Was wäre gewesen, wenn … Kolumbus nicht zurückgekehrt und stattdessen die Inka Europa kolonisiert hätten? Ein vergnügliches Stück alternativer Weltgeschichte, dass unseren kolonialen Selbstverständlichkeiten den Spiegel vorhält.
Ein Pionier der afrikanischen Literatur. Neben der bewegenden Geschichte von Okonkwo zwischen Tradition und Veränderung war es für den Autor ein Durchbruch, schwarze Afrikaner als eigenständige literarische Subjekte zu behandeln und nicht nur als Statisten, wie in der Kolonialliteratur, mit der er aufgewachsen war.
Christophe Domes macht wirklich Lust auf Begegnung mit dem Heiligen Geist! Ich freue mich jetzt noch mehr auf unsere Anskar-Konferenz dieses Jahr mit Christophe.
Eine großartige Auseinandersetzung mit Stereotypen und Klischees. Witzig, geist- und lehrreich und tiefernst – von der Kolonialgeschichte über das Marvel Cinematic Universe und „Live Aid“ bis zu den „Jollof Wars“ zeigt der Autor die reiche Vielfalt afrikanischer Kulturen und Geschichte – und die oft zweidimensionale Rezeption im Westen. Großartig!
„Women hold up half the sky“ – liest man die Lebensberichte von engagierten Frauen rund um die Welt, ahnt man, dass das titelgebende chinesische Sprichwort eher untertreibt. Nicht jeder Empfehlung des Autorenehepaars (beide Journalisten der New York Times), wie die Welt verändert werden sollte, wird man zustimmen – sie zeichnen sich aber dadurch aus, dass sie lösungsorientiert an die Not rangehen und den Konsens z.B. zwischen Evangelikalen und Feministinnen suchen. Und schon die Zeugnisse couragierter Frauen sind die Lektüre wert!
Die Autorin wurde ironischerweise bekannt, als sie aus einem Gruppenfoto von Klimaaktivistinnen beim Weltwirtschaftsforum herausgeschnitten wurde. In ihrem engagierten Buch wird deutlich, warum wir es uns nicht leichten können, die Stimmen aus der 2/3-Welt zum Klimaschutz zu ignorieren. Auf ihrem Instagram-Kanal wird noch deutlicher als im Buch, wie sehr ihr christlicher Glaube sie zu ihrem Engagement motiviert.
Wer hätte gedacht, dass die alten Kalte-Kriegs-Klassiker wieder so aktuell werden würden? Wen das tröstet: Bei Clancy bleibt es bei konventionellen Waffen.
Beeindruckende Einblicke in eine faszinierende Gestalt der Kirchen-, Erweckungs- und Missionsgeschichte.
Erschütternde Lektüre über religiösen Machtmissbrauch in einem leicht zu identifizierenden christlichen Werk. Die Kombination aus Ich-Erzählung und Erläuterungen durch die Co-Autorin finde ich sehr gelungen. Pflichtlektüre für Verantwortliche in Gemeinden und christlichen Werken.
Liebe zu Jesus, Sehnsucht nach dem Wirken des Geistes und ein scharfer Blick für strukturelle Ungerechtigkeit – man kann den Eindruck bekommen, für diese Anliegen müsste man drei verschiedene Veranstaltungen besuchen. Nicola Neal berichtet aus ihrer Praxis, wie diese Anliegen zusammenfinden. Ermutigend und herausfordernd!
Der Titel klingt etwas nach 90er-Jahre-Zeichentrickserie, dahinter verbirgt sich ein spannendes Projekt: Die wirklich spannende Geschichte der Anfänge der irischen Mission im 6. Jahrhundert (konkret: Ein Missionsprojekt an der Westküste der Highlands von Iona aus) wird hier dramatisiert; nach jedem Kapitel greift der Autor missiologische und gemeindepraktische Lernpunkte aus der Geschichte heraus und stellt Fragen zur Umsetzung. Wer Kelten, historische Romane und Gemeindearbeit liebt, wird hier fündig!
Biografischer Abriss über den Apostel des Nordens, der sich treu an der Biografie von Ansgars Schüler Rimbert orientiert. Für mich 2023 passende Reiselektüre für unseren Besuch an Ansgars Wirkungsstätte Birka bei Stockholm!
Früher Fernsehmoderator, dann Notfallsanitäter – und jetzt für einige Wochen Teil der Crew der Sea-Eye 4, die im Mittelmeer Flüchtende aus Seenot rettet. Ein notwendiger Einblick in eine Realität, die wir gern ausblenden.
Wer war Jesus? Was können wir über ihn wissen? Und was bedeutet er für uns? Wer sich mit diesen Fragen beschäftigt, kommt an diesem Klassiker nicht vorbei. Kürzlich in neuer Auflage erschienen.
Sehr detaillierter Blick auf Putins Karriere und Methoden. Man fragt sich nach der Lektüre, wie irgendjemand im Westen diesem Mann auf den Leim gehen konnte.
Ich mag die Strike-Romane von Robert Galbraith aka J.K. Rowling – clevere Krimis, psychologisch spannend, Londoner Großstadtkulisse.
Irgendwie habe ich meinen Englisch-Leistungskurs damals ohne eine Zeile Shakespeare bestritten. Naja, es ist nie zu spät – Gott sei Dank für Kommentare, die mir erklären, welche Stellen witzig sind und warum …
Olaudah Equiano wurde im 18. Jahrhundert aus dem heutigen Nigeria nach Amerika verschleppt und versklavt; hier erzählt er seine bemerkenswerte Geschichte. Seine Autobiografie ist unter den ersten Büchern afrikanischer Autoren in englischer Sprache überhaupt.
Eine der skurilleren Lektüren in diese Jahr habe ich an Bücherstand auf dem Markt in Accra erstanden. Ein ghanaischer Klassiker aus den 1960ern, der deprimiert darauf schaut, wie viel auch nach der Unabhängigkeit beim Alten geblieben ist …
Wie vollzog sich Südafrikas Übergang zur Demokratie? Zeitzeuge Michael Cassidy zeigt, welchen Anteil die Vermittlung durch Christen und gemeinsames Gebet dabei hatten.
Schöner historischer Roman, der eine ganz persönliche Perspektive auf den 30-jährigen Krieg wirft. Für mich als Marburger besonders spannend, weil viele der Schauplätze und sogar das Wohnhaus des Protagonisten zu identifizieren sind.
Ist eine konservativ-evangelikale Sexualethik per se lieblos? Ed Shaw berichtet aus eigener Erfahrung und anhand der Geschichten anderer Betroffenen und reflektiert, wie christliche Gemeinde aussehen muss, die Gottes Ordnungen hochhält und gleichzeitig Raum für tiefe Beziehungen schafft, in denen Keuschheit und Intimität keine Gegensätze sind.
Ein Super-Marathon „Coast to Coast“ mitten in der Depression der 1930er Jahre – von dieser aberwitzigen Unternehmung handelt dieser unterhaltsame Roman. Die Übersetzung wirkt sehr angestaubt, unter dem Titel „Trans-Amerika“ scheint es aber eine Neubearbeitung zu geben.
„Menschen aus fremden Kulturen verstehen“ auf gut 100 Seiten – kann so etwas gut gehen? Wer keine wissenschaftliche Detailarbeit erwartet und über manche Vereinfachung hinwegsehen kann, findet hier eine hilfreiche, praxisorientierte Einführung. Zu empfehlen z.B. bei bevorstehendem Auslandseinsatz oder für Begegnungen im interkulturellen Umfeld.
Meditative Betrachtungen des Lebens unser Marburger Ortsheiligen durch den katholischen Dichter. Ohne profunde Vorkenntnisse etwas schwer zugänglich.
Wer ein bisschen länger in der christlichen Bubble unterwegs ist, wird über diesen Band staunen und sich freuen: Die Kammer der EKD für Weltweite Ökumene publiziert einen Band über pfingstliche und charismatische Bewegungen – und der Schwerpunkt liegt nicht beim Problematisieren, sondern bei der Frage: Was können wir lernen?
Wie kann die Kirche im Westen die Kraft zurück gewinnen, die die frühe Kirche oder z. B. die Kirche in China auszeichnen? Was müssen wir neu gewinnen, was über Bord werfen? Hirsch stellt wichtige Fragen. Nicht jede seiner Analysen und Antworten überzeugt mich, aber das fordert um so mehr dazu heraus, die beschriebene Herausforderung anzunehmen!
Mit John Grisham macht man nix falsch. Der Großmeister des Justizkrimis legt hier drei Geschichten vor, in denen er seine Menschenkenntnis zeigt. Besonders bewegend: Strawberry Moon, über einen jungen Mann, der auf seine Hinrichtung wartet.
Precious Ramotswe ist die einzige Privatdetektivin in Botswana – und eine Menschenkennerin mit Herz. Gute-Laune-Lektüre für zwischendurch.
Bedrängt von Pleite, Obdachlosigkeit und Krankheit macht sich ein nicht mehr ganz junges Ehepaar auf den Weg. Der Weg – der Southwest Coast Path rund um Cornwall – ist über 600 Meilen lang. Für die beiden wird es eine existenzielle Reise, die Lust macht, aufzubrechen – auch ohne Krise.
Der junge Pfleger entdeckt, dass die verwirrte ehemalige Rotkreuzschwester nicht sinnlos brabbelt, sondern einen seltenen arabischen Dialekt spricht! In verscheidenen Zeitebenen wird die Geschichte der Protagonisten entfaltet. Schöne Lektüre für den Urlaub oder den Nachttisch.
Peter Butenuth hat beim Pilgern Gott kennen gelernt – nun lädt er selbst zum Aufbrechen ein. Wer überlegt, den Jakobsweg zu laufen, findet hier viel Stoff – alle anderen finden Inspiration, sich auf kurze oder lange Wege zu machen.
Schon ein echter Klassiker – der noch mehr Spaß macht, wenn man ihn einem 9-jährigen vorliest!
Echte Freundschaft „passiert“ nicht einfach. Der Autor schreibt über unser Bedürfnis nach Freundschaft und darüber, wie wir als Freunde leben können in einer Gesellschaft, die die Selbst-Liebe in den Mittelpunkt stellt.
Sadhu Sundar Singh war ein Pionier der Jesus-Bewegung in Indien. Hier findet man einige seiner ganz eigenen geprägten, tiefen Gedanken zum Leben in Christus.
Ein Krimiklassiker mit einer recht abstrusen Geschichte – und ein Lobgesang auf den analytischen Verstand.
Noch was zum Vorlesen: Wunderbare Pflichtlektüre (nicht nur) für Schweden-Reisende.
Als 12-jähriger betet Tony Rinaudo, Gott möge ihn gebrauchen, um „irgendwo irgendetwas zu verändern“. Jahrzehnte später erhält er den „Alternativen Nobelpreis“ für seine Durchbrüche bei der Begrünung des Sahels und anderer Trockenregionen. Inspirierend!
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