Trotz Pandemie habe ich mein 50-Bücher-Ziel auch 2021 nicht erreicht – aber ich habe wieder eine spannende, literarische Bandbreite erlebt (und der 1000-Seiten-Wälzer von Markus Spieker zählt ja eigentlich für mehrere Taschenbücher …). Ich nehme mit: Es lohnt sich, breit aufgestellt zu sein. Und Zeit zum Lesen hat man nicht, man nimmt sie sich … sonst nimmt Netflix sie sich …
Ich würde mich freuen, wenn diese Liste eine Inspiration für den einen oder anderen sein könnte. Ich freue mich auf euer Feedback!
Meine Highlighs 2021 aus den verschiedenen Genres: Judy Bailey & Patrick Depuhl, Markus Spieker, die Wingfeather-Bücher, Christine Thürmer und James Clear. Und die Bibel natürlich 😉
Was soll man zu so einem Klassiker noch sagen? Ich freue mich auf die dritte Vorlese-Runde, nun mit unserem Jüngsten! Und er hat so viel Spaß dabei wie ich. Will ich ihm auch geraten haben!
Letztes Jahr habe ich die „Wingfeather Saga“ begonnen von Andrew Peterson, den ich bisher als Singer-Songwriter kannte. Er schreibt wunderbare Fantasy – erkennbar von den Großen beeinflusst aber doch eigenständig, christlich geerdet, ohne plump zu werden, wirklich witzig und spannend. Den ersten Band hatte ich dem Jüngsten vorgelesen – auf die Fortsetzungen muss er noch etwas warten …
Zwischendurch etwas Lyrik – von einem der großen evangelischen Dichter des 20. Jahrhunderts. „Die Nacht ist vorgedrungen“ dürfte (hoffentlich) bekannt sein – hier sind noch andere Perlen zu finden.
Pandemie weckt Fernweh. Christine Thürmer ist irgendwann einfach losgelaufen – und weckt die Lust, es ihr nachzutun! Bewegend, witzig und sehr praktisch geschrieben.
Wie kriege ich mehr auf die Reihe? Gute Gewohnheiten helfen. Hier trägt ein NY Times Journalist zusammen, was über die Mechanik von Gewohnheiten wissen. Und zum Beispiel auch, was psychologisch zum Erfolg des Bus-Boykotts in Montgomery beigetragen hat!
Eine Sammlung von Kurzgeschichten, in denen reiche Neu-Engländer ihre Post-Midlife-Probleme mit reichlich Scotch begießen. Hat mich ziemlich kalt gelassen. Aber landschaftlich soll es da sehr schön sein …
Klassiker lesen! Dieses Drama über einen Adeligen, der die Intrigen seiner Gegner nicht durchschaut, ist in der Schule an mir vorbei gegangen. Nun war es mal Zeit.
Und noch ein Klassiker, wieder mit meinem Jüngsten. Wundervoll.
Ein katholischer Pfarrer verlässt seine Gemeinde nach massiven Anfeindungen, rassistischen Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen, alles aus der Mitte der Gesellschaft in einer bayerischen Kleinstadt. Der Bericht über diese Ereignisse im ersten Teil des Buches ist erschreckend und äußerst lesenswert. Die Visionen des Pfarrers für eine „bunte Kirche“ im Rest des Buches sind aller Ehren wert, aber etwas ermüdend zu lesen.
Eine Brücke stürzt ein und reißt Menschen in den Tod. Was unterscheidet ihr Leben von denen, die verschont blieben? Ist ihr Sterben Zufall oder Fügung? Thornton Wilder geht in seiner Erzählung den ganz großen Fragen des Lebens nach.
Ein Jugendlicher aus Afghanistan auf der Flucht – es ist wichtig, dass wir diese Stimmen hören. Besonders interessant auch seine Erlebnisse nach seiner Ankunft in Berlin (LaGeSo!).
Der Abstecher von Corvey nach Marburg ist noch kein offizieller Teil des Jakobswegs, aber sehr naheliegend. Und angesichts der Tatsache, dass Anskar Mönch in Corvey war, bevor er der „Apostel des Nordens“ wurde, fast Pflicht! Wer kommt mit?
Der Oberst wird ermordet, und niemand scheint es zu bedauern. Aber Miss Marple hat etwas gesehen … Mit der wunderbaren Margaret Rutherford im Hinterkopf war ich überrascht, wie zäh sich die Geschichte liest. Aber vielleicht liegt das auch an der holzigen Übersetzung.
Früher hat man diese Bücher ja „Ramsch“ und „Groschenroman“ genannt. Heute weiß ich, warum …
Passend zur Jahreslosung 2021, und passend zum Arbeitgeber des Autors (er arbeitet für das Kinderhilfswerk Compassion). Nicht jede theologische Herleitung überzeugt mich, aber viele aktuelle Beispiele, globale Einblicke und persönliche Bezüge machen das Buch lesenswert.
Dieses Buch hat es in sich! Markus Spieker schreibt nicht nur eine Jesusbiografie, er beschreibt Jesus als Mitte der Geschichte. Folgerichtig beginnt er bei den Höhlenmenschen und endet im Himmel – mit dem „Dazwischen“ füllt er locker die 1000 Seiten. Sein Hintergrund als Historiker und Journalist kommt positiv zum Tragen: Das Buch ist hervorragend recherchiert (der Nerd würde sich freilich genauere Belege wünschen) und in einer flüssig-modernen Schreibe verfasst, ohne plump-anbiedernd zu werden. Eines der Highlights des Jahres!
Vielleicht ist ja heute alles besser, aber in meinem Geschichts- (oder Kirchengeschichts-)unterricht spielte der Kolonialismus kaum eine Rolle. Hier hilft ein Marburger Professor in Kompaktform, Wissenslücken zu füllen. Sehr erhellend.
Der Abschluss der Saga. Auch wenn der erwachsene Leser vieles schon geahnt hat, am Ende wird es doch überraschend, und wirklich berührend.
Der Geist weht, wo er will. Zum Beispiel vor etwa 100 Jahren an der chinesischen Ostküste. Die Autorin trägt hier Berichte aus erster Hand zusammen. Durch das Format wiederholt sich manches, ist aber nicht weniger fesselnd und ermutigend!
Wozu sind Menschen in Extremsituationen fähig? Ein faszinierender Roman in großartiger Sprache, basierend auf einer wahren Geschichte.
Die Freundschaft zwischen einem jungen Liberianer und einem Missionarssohn aus Deutschland wird jäh unterbrochen, als die Ausländer wegen des Bürgerkrieges evakuiert werden. Aber was wird aus den Einheimischen? Sehr persönlich und packend erzählt.
Was machen ehemalige Präsidenten, wenn es auch mit der Zweitkarriere als „First Gentleman“ nicht klappt? Der hier hat einen Thriller geschrieben. In dem der Präsident überraschend gut weg kommt … Wer solide Polit-Thriller mag, kommt hier auf seine Kosten.
Ein „retrofuturistisches Märchen“. Was anfängt wie einer der russischen Klassiker aus dem 19. Jahrhundert, wird am Ende richtig wirr. Muss man mögen.
Ein Buch mit dem Untertitel „The Case For The Crusades“ rauszubringen, muss man sich auch erst mal trauen. Wer ein Plädoyer für Gotteskriege erwartet oder Munition für den Verteidigungskampf des Abendlandes, wird enttäuscht. Stattdessen räumt der Autor mit alten Mythen auf und stellt die Kreuzzüge in ihren historischen Kontext. Erhellend.
Was macht eine „tiefe Person“ aus (in der deuschen Übersetzung: einen „Tiefgänger“)? Und wie kann eine Kirchengemeinde Menschen dabei helfen, „tief“ zu gehen? Wertvolle Einsichten über Nachfolge Jesu und den Auftrag von Kirche.
Ein Hurrkikan nähert sich Camino Island – wer denkt da nicht gleich daran, dass das ein perfektes Szenario für einen Mord ist? Grisham schreibt sicher keine große Literatur – aber er liefert, und was er liefert, macht Spaß!
Zuerst entdeckte ich das gleichnamige Doppelalbum mit Judys Liedern und von Patrick mit fantastischer Hörbuchstimme gelesenen Geschichte – und saß mit Tränen in den Augen im Auto. Das Buch liefert nochmal echten Mehrwert. Wesentliche Fragen zu Heimat, Wurzeln, Identität, Rassismus, Liebe, Familie werden hier behandelt – aus ganz persönlicher Perspektive und doch von grundlegender Bedeutung. Ein echtes Lesehighlight in diesem Jahr.
Hasnain Kazim ist jahrelanger Auslandskorrespondent, scharfzüngiger Kommentator (Lesetipp: „Post von Karl-Heinz“), auch in sozialen Medien meinungsstark unterwegs. Hier zeigt er sich von seiner persönlichen Seite mit einer liebevollen Hommage an seine Eltern. Und wertvolle Einblicke in die Realität des Einwanderungslandes Deutschland.
Kaum jemand schreibt so großartige „literarische Reportagen“ wie Kermani. Hier geht es um den großen „Flüchtlingsherbst“ 2015, der schon erstaunliche sechs Jahre her ist. Um so wichtiger, dass die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Die Pevensie-Kinder sind wieder zurück in Narnia. Neben einer tollen Abenteuer-Geschichte geht es um das Wesen des Glaubens, wenn man (noch) nichts sieht.
Wenn Tolkien die Allegorien bei Lewis nicht mochte, was hielt er eigentlich von Bunyan? Der scheint nach dem Motto zu verfahren: „Never let a good story get in the way of the point you want to make“ – vielleicht könnte man von narrativem Katechismus sprechen. Aber wie dem auch sei – zu seiner Zeit war Bunyan natürlich bahnbrechend und stilbildend für Jahrhunderte. Ein echter Klassiker.
Ein schottischer Jurist rhodesischer Herkunft schreibt launige Romane über die erste Privatdetektivin Botswanas. Da kann eine Menge schief gehen. Wie es richtig geht, zeigt Alexander McCall Smith! Unterhaltsam, tiefgehend, liebevoll.
James Clear macht nach eigener Aussage da weiter, wo Charles Duhigg (s.o.) aufgehört hat. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Gewohnheiten münzt er in praktische Schritte zur Entwicklung guter und zur Überwindung schlechter Gewohnheiten um. Überzeugend – mal sehen, ob ich damit 2022 auf 50 Bücher komme!
Sagte ich „Klassiker“? Hier ist das eine Buch, zu dem ich immer wieder zurück komme (und wenn ich alle Bücher einzeln zähle, hab ich die 50 doch voll!). Jetzt lese ich im zweiten Jahr mit dem umfassenden Leseplan von Grant Horner (10 Kapitel am Tag!) – zwischendurch aber mit Mut zur Lücke … Aber auch hier gilt: Besser wenig lesen als gar nicht lesen. Lass doch 2022 ein Jahr mit der Bibel werden!
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