So schließt sich der Kreis

Seit Jahren kursieren unbelegte Behauptungen über den Pull-Faktor von Seenotrettung: Flüchtende würden sich nur auf den Weg übers Meer machen, weil da Rettungsschiffe sind.

Weder empirische Studien, die keinerlei Verbindung zwischen der Zahl der anwesenden Seenotretter und der Menge der Flüchtlingsboote finden konnten, noch simple Chronologie – die privaten Rettungseinsätze waren ja erst eine Reaktion darauf, dass das Mittelmeer längst zum Massengrab geworden war (erinnert sich jemand an „Lampedusa darf sich nicht wiederholen“? Das war 2013 …) – konnten den Glauben an den „Pull-Faktor Seenotrettung“ erschüttern. Zuletzt erklärte sogar ein Pfarrer – wiederum unter Berufung auf den Mythos Pull-Faktor: ein Christ könne durchaus ertrinken lassen.

Alle, die sich mit der Materie auskennen, wussten schon lange: Zäune, Sperranlagen, Pakte mit Diktatoren, die Festsetzung von Lebensrettern stoppen keine Fluchtbewegung. Sie erhöhen nur die Zahl der Toten – und treiben die Preise der Schlepper in die Höhe, denen man doch angeblich das Handwerk legen will.

Und so schließt sich der Kreis. Während mancher sich feiert, dass die Zahlen im Mittelmeer gesunken sind (so wie etliche Boote), stehen 2000 Menschen auf einer Hafenmole auf Gran Canaria.

Wenn man „Flüchtlingsdrama Kanaren“ googelt, findet man Schlagzeilen aus den letzten Tagen – und aus dem Jahr 2006, da hatten wir das schonmal.

Ein Blick auf die Karte lässt ahnen: Die Überfahrt über den offenen Atlantik dürfte um ein Vielfaches tödlicher sein als jegliche Route übers Mittelmeer.

Allein auf dem Mittelmeer rechnen Experten mit über 34.000 Toten zwischen 2000 und 2017.


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