„Aah, Nietzsche, Germany!“ Ich spitze meine Ohren. Wir stehen in einer Gruppe vor einem der Camps in der Stadt, Volunteers und Flüchtlinge, und plaudern über dies und das. Sami (der eigentlich nicht Sami heißt) wechselt mühelos von Englisch in akzentfreies Französisch, im Gespräch mit meinen Schweizer Teamkollegen ist er jetzt bei Schopenhauer angekommen. In einem anderen Leben war Sami Französischprofessor in Syrien.
Sami erzählt mir bereitwillig: I got here on March 20. A few hours late. I was unlucky.
Wäre Sami am 19. März angekommen, dann wäre er jetzt vielleicht schon in Deutschland, bei seiner Schwägerin. Die ist dort allein mit den Kindern. Ihr Mann – Samis Bruder – wird vermisst.
Aber der 20. März trat der EU-Türkei-Deal in Kraft. Seitdem gibt es kein Weiterkommen mehr von den griechischen Inseln. Die „irregulären Migranten“, wie Leute wie Sami jetzt heißen, sollen in die Türkei zurück geschickt werden. Nun stecken sie in den Mühlen des griechischen Asylsystems. Das kann Monate oder Jahre dauern.
Aber vielleicht hätte es Sami auch gar nichts gebracht, ein paar Stunden früher zu kommen. Denn man erzählt uns: Viele wurden auch schon vor dem 20. März nach den Regeln des Deals behandelt, der legal noch gar nicht in Kraft war.
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