Voll im Einsatz 

Schon drei Tage hier – es könnte auch eine Woche sein. Zwischendurch fragen wir uns, was wir tun – dann ist der Tag rum, wir sind platt und merken, dass wir doch 10 Stunden im Einsatz waren… 
Gestern früh hatten wir das erste Mal Watchtower Shift. Da seit dem EU-Türkei-Deal nur wenige Boote ankommen (zwei in der letzten Woche), fahren wir derzeit keine Dauer-Patrouillen an der Küste. Aber die Volunteers sind in Bereitschaft, und von 5 bis 8 Uhr morgens besetzten wir einen alten Wachturm aus dem 18. Jh., hoch über dem Kanal zwischen Chios und dem türkischen Festland, mit einer fantastischen Aussicht. Könnte das dort an der Landzunge ein Flüchtlingsboot sein? Hm, bewegt sich nicht… Als es etwas heller wird, sehen wir: Nur ein Felsen. 

Was, wenn wir doch ein Boot sehen? Weiter beobachten: 

• Wird es von der türkischen Küstenwache aufgebracht? Dann können wir nur alles Gute wünschen, und beten. 
• Oder von der griechischen Küstenwache? Dann werden Sie die Flüchtlinge aufnehmen und zum Hafen bringen. Also schicken wir ein Team dorthin, zur Erstversorgung mit Wasser, Snacks, trockener Kleidung – denn sonst werden sie „unversorgt“ ins Camp Vial gebracht.
• Oder schieben die Griechen sie zurück auf die türkische Seite? So ein „push-back“ ist höchst illegal, kommt aber vor – gut, wenn es Zeugen gibt. 
• Oder weigern sich die Flüchtlinge, bei der Küstenwache an Bord zu gehen – oder werden sie gar nicht gestoppt? Dann versuchen wir auszumachen, welchen Küstenabschnitt sie ansteuern, und schicken ein Team dorthin. Unser Auto ist auch voll ausgestattet zur Erstversorgung, damit wir im Notfall schnell reagieren können. 

An diesem Morgen bleibt alles ruhig. Wir werden für unseren Frühdienst mit einem herrlichen Sonnenaufgang belohnt!