Hunger!

Was läuft in Cesme? Bevor ich endlich auch mit meinen Berichten auf Chios ankomme, noch ein paar Stichworte zur Arbeit auf der türkischen Seite.
Hacer erzählt mir von einem Freund, der angefangen hatte, den Flüchtlingen in der „Zone“, so wird das improvisierte Camp in den Rohbauten genannt. Der rief vor zwei Monaten um Hilfe. Bei einem Informationsbesuch fragten sie ein Flüchtlingsmädchen: „Was braucht ihr hier? Wie können wir euch helfen?“
Das Mädchen schaute die Besucher mit großen Augen an und sagte:“ Wir haben Hunger!

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Seitdem ist Hacer fast jeden Tag in der Zone. Sie und das Team, mit dem sie arbeitet, besteht aus Ortsansässigen – Studenten, Familienväter und -mütter…  Sie bringen Lebensmittel in die Zone, kochen Suppe. Und wo die Sprache es erlaubt, sprechen Sie mit den Geflüchteten über die Gefahr der Überfahrt und über Möglichkeiten, in der Türkei Fuß zu fassen – meist ohne Erfolg.
Ein anderer Schwerpunkt ist die Zusammenarbeit mit der Küstenwache. Die fischt immer wieder Flüchtlinge aus dem Meer, die schon bald nach dem Start in Seenot geraten sind. Sie werden von den Helfern mit trocken Sachen versorgt. Zu dritt sind wir eine Weile beschäftigt, in der Kleiderkammer aufzuräumen und Kleiderspenden zu sortieren.

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Hacer erzählt von Kleidung, die sie gespendet hat und fragt mich:
„Ist es egoistisch zu hoffen, dass die Person mit diesen Kleidern es schafft? Ich weiß nicht, ob ich es aushalten würde, jemanden ertrunken in diesen Sachen zu sehen!“
Nein, Hacer, ich glaube nicht, dass das egoistisch ist.


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