Man kann leicht unterschätzen, welche Logistik für eine Operation wie die unsere nötig ist:
Wie viele Autos brauchen wir für die Patrouillen? Welches Material muss an Bord sein und wir viel (nicht zu wenig, damit wir auch wirklich helfen können, aber auch nicht zu viel, damit noch genug Reserve im Depot ist)? Und: Wo kriegen wir neue Sachen her?
Kleiderspenden sind super, aber nicht unbegrenzt verfügbar. Außerdem kommt nicht immer, was man braucht. Mit Babysachen und Damenoberteilen (besonders Größe L aufwärts…) könnten wir derzeit die Wände tapezieren. Im Keller haben wir Kistenweise Männerhosen XL bis XXXL – bei allem Respekt, für unsere Zielgruppe können wir die als Familienschlafsäcke ausgeben (vielleicht näht ein findiger Volunteer sie mal um). Hosen für alle anderen Größen und Socken sind dagegen Mangelware – und werden am dringendsten benötigt, weil fast alle mit nassen Füßen und Hosenbeinen an Land gehen.
Kleidung kaufen? Super, wird gemacht, wie Geld da ist. Aber wie schon erwähnt: wir „verbrauchen“ allein 1000 Paar Männersocken in der Woche!
Im Sinne der Nachhaltigkeit räumen die Volunteers regelmäßig die Strände auf. Da bleiben nicht nur die Boote liegen, sondern auch bergeweise Schwimmwesten und durchnässte Kleider. Zwar werden die Neuankömmlinge ermutigt, ihre nassen Sachen mitzunehmen und später zu trocknen – dafür geben unsere Teams Müllsäcke aus – aber in der absoluten Stresssituation bleibt sehr viel liegen. Das wird dann eingesammelt. Aber wohin damit? Für den Müll ist vieles zu schade!
Nun konnte mit Spendengeldern eine kleine Wohnung in einem Nachbardorf angemietet werden, außerdem wurden eine 17-Kilo-Waschmaschine (!) und ein großer Trockner angeschafft und in der Wohnung aufgestellt. Die klatschnassen Sachen müssen erstmal getrocknet und ausgelüftet werden (nichts für empfindliche Nasen: Kleider von z. T. schon wochenlangen Reisen, Angstschweiß und mehr von der Überfahrt, nass in Plastiksäcken gelagert… Puuuh! Wir waschen übrigens alles bei 60°C…). Der Platz dafür im Hinterhof der Wohnung ist begrenzt. Vor ein paar Tagen bekamen wir die Erlaubnis, das Obergeschoss eines als Rohbau stehengebliebenen Gebäudes gegenüber von Hauptquartier bei Toula dafür zu nutzen. Super: Schatz vor Regen, aber viel Wind, da hier nie Fenster eingebaut wurden! Da wir nicht bohren durften, sorgten unsere großartigen Engländer Chris und Simon für eine beeindruckende Wäscheleinen-Konstruktion, die nebenbei vermutlich die Statik des Hauses deutlich verbessert.
Jetzt läuft es so:
1. Die Altkleider werden eingesammelt und auf dem „Trockenboden“ (oder wie Chris es nennt: „the linen closet“) aufgehängt.
2. Je nach Dringlichkeit wählen die Depot-Mitarbeiter aus, was als nächstes gewaschen werden soll.
3. In unserer Wäscherei werden die Sachen gewaschen, getrocknet und anschließend ins Depot sortiert.
Praktisch dabei: wir bekommen die richtigen Größen!
Da ich diese Woche noch ein Auto gemietet hatte, war ich recht oft mit der Wäsche beschäftigt. Das muss noch verbessert werden – theoretisch könnten wir neun Maschinen am Tag waschen, faktisch sind es eher drei.
Derzeit koordinieren wir das Team in einer eigenen WhatsApp-Gruppe, in der gepostet wird, wann jeweils die Waschmaschine fertig ist.
Vielleicht zieht demnächst ein Volunteer in die Wohnung. Oder wir finden jemanden aus dem Dorf, den wir dafür bezahlen können, regelmäßig die Wäsche zu wechseln.
Oder du liest das und denkst: Strandpatrouille kann ich mir nicht vorstellen, aber Wäsche waschen kann ich! Viele unserer Volunteers sind halt lieber an der „Front“ unterwegs als in der Etappe…
Noch ein Problem konnten wir lösen: Am Anfang zeichnete sich ein Feuchtigkeitsproblem in der Wohnung ab. Das Wasser lief buchstäblich die Wände runter! Mit vernünftigem Lüften und Heizen haben wir es schon etwas in den Griff gekriegt, aber das ist nicht so leicht, wenn man nur alle 3 Stunden kurz vor Ort ist.
Nun konnte ich mit euren Spenden einen kleinen Luftentfeuchter kaufen. Vielleicht keine Anschaffung, die einem bei „Flüchtlingshilfe“ auf Anhieb einfällt, aber der Kauf trägt mit dazu bei, dass wir ausreichend trockene und saubere Sachen für die Flüchtlinge haben – vielen Dank!
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